Gesehen: Downsizing

Ich habe bisher nie über Filme gebloggt, aber dieser hier beschäftigt mich sehr und daher folgt hier eine Premiere: meine erste Film-Rezension. Ich bemühe mich, meine Rezension möglichst spoilerfrei zu halten, damit der Leser auch nach meiner Rezension den Film noch anschauen kann, ohne schon alles zu wissen. Trotzdem muss ich warnen: Am Ende vergebe ich nur zwei Sterne, und das hat seine Gründe. Wer also vollkommen vorurteilsfrei den Film schauen möchte, der sollte das hier vielleicht erst danach lesen ☻

Es geht um den Film "Downsizing" aus dem Jahr 2017 von Regisseur Alexander Payne mit Matt Damon als Hauptakteur. In den Nebenrollen finden sich große Namen wie Christoph Waltz, Udo Kier, James Van Der Beek und Neil Patrick Harris.

zum Inhalt Es geht um ein einfaches amerikanisches Ehepaar aus dem Mittleren Westen. Paul Safranek und seine Frau Audrey kommen kaum über die Runden und beschließen nach einem Klassentreffen, sich dem neuen Trend gegen die Überbevölkerung anzuschließen: sie wollen sich mit der mittlerweile etablierten wissenschaftlichen Methode auf knapp 13 Zentimeter Größe schrumpfen lassen und ins amerikanische Vorzeige-Camp für "Kleine" namens Leisureland ziehen. Ihr Vermögen ist durch den viel geringeren Verbrauch nun sehr viel mehr wert und sie könnten sich eine Villa mit allen Annehmlichkeiten leisten.

Meinung
Der Plott klang für mich von Anfang an spannend, und die Bilder aus dem Trailer fand ich vielversprechend. So werden neben normal großen Sitzen in Bussen und Flugzeugen auch abgetrennte Bereiche für die "Kleinen" geschaffen, in denen diese dann sicher reisen können. Das Leben im neuen Zuhause im "Leisureland" gleicht dem, das wir auch aus der normalen Größe kennen. Villen, normale Wohnungen und Slums sind ebenso vorhanden wie Tennisplätze, Pools und Büros. Nur manche Dinge unterscheiden sich, zum Beispiel hat Paul zum Rendezvous eine normal große Rose ins Zimmer gestellt, die nun für seine neuen Verhältnisse natürlich überproportional groß erscheint.
Der Prozess des Downsizings wird ausführlich und (relativ) plausibel dargestellt. Auch Pauls Weg nach seiner Ankunft im Leisureland fand ich nachvollziehbar. Leisureland ist durch starke Netze vor Fressfeinden und Insekten geschützt, und trotz der Aussicht auf Reichtum und Wohlstand gibt es auch hier Slums und sehr arme und kranke Menschen.

Im zweiten Drittel treffen wir auf die toughe und Ngoc Lan, eine vietnamesische Widerstandskämpferin, die gegen ihren Willen geschrumpft wurde und sich nun mit Putzjobs durchschlägt und sich für die ärmsten der "Kleinen" einsetzt. Ngoc spricht sogenanntes Pidgin-English, weshalb sie teilweise nur schwer zu verstehen ist.

Und dann beginnt der Film langsam, unlogisch zu werden. Zum Beispiel zuckt ein ansonsten eher fürsorgliche Charaktere plötzlich nur mit den Schultern, als ein Mitbewohner stirbt. Der ansonsten sehr ernst genommene Job kann dann plötzlich doch auch locker von anderen gemacht werden. Und auch sonst gleitet die Story in eine Richtung ab, die ich persönlich absolut überflüssig und an den Haaren herbei gezogen empfinde. Es scheint, als ob die Geschichte bis zur Mitte des Film fertig erzählt war und nun noch mit Biegen und Brechen ein weiterer Handelsstrang hinzugefügt werden musste.

Dabei bleiben so viele Fragen unbeantwortet, die ich sehr viel lieber im Film behandelt gesehen hätte:

  • Wie reagieren die "Großen" im Alltag auf die "Kleinen"? Das wurde nur in Nebensätzen erwähnt, hätte aber sehr gut viel weiter in dem Film verarbeitet werden können, zum Beispiel in Form von Konfliktsituationen. Auch das Thema "Größenrassismus" hätte hier gut gepasst. 
  • Haben die "Kleinen" die gleichen Rechte (Wahlrecht etc.) wie die "Großen"? 
  • Welche Auswirkungen auf die Wirtschaft hat der verringerte Konsum der Geschrumpften? 
  • Welche Auswirkungen auf das Klima und die Natur hat das Projekt?
  • Wer war die komische nervtötende Frau im Ursprungsdorf, bei der alle die Augen verdreht haben? Es gibt offensichtlich eine Vorgeschichte, die hier aber weder angeschnitten noch sonstwie erklärt wird.
  • Wie geht es mit den Bewohner des Ursprungsdorfes weiter? Wenigstens ein erklärender Satz am Ende wäre schön gewesen.
  • Wie geht es mit Paul weiter? Wie lebt er jetzt? Warum hat er seinen ursprünglichen Beruf nicht weiter verfolgt, obwohl es definitiv ein besserer Job wäre als der, den er anfangs gemacht hat im Leisureland? Oder hat er ihn weiter verfolgt und das wird nur nicht gezeigt? Wo wohnt er jetzt? Wie geht es mit seiner Partnerin weiter? Hatte er jemals nochmal Kontakt zu Audrey?

Ihr könnt euch anhand der Vielzahl an Fragen denken, wie unzufrieden ich nach dem Film war. Eine wirklich spannende Idee wurde meiner Meinung nach hier wirklich verhunzt. Nach einem starken Anfang flachte der Film immer mehr ab und am Ende war ich persönlich nur noch frustriert und musste den Kopf schütteln, weil die Protagonisten unlogisch oder entgegen ihrer Natur handelten oder die Geschichte einfach nur noch absurd wurde. Und dann blieb noch so viel ungeklärt, dass es mich wirklich ärgert.

Für den starken ersten Teil des Films und die Idee gebe ich gerne noch zwei Sterne, den Rest hätte man sich dann doch sparen oder anders gestalten können. Echt schade.


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